“Zeigen und Verwenden” [working title], Schlanders / Mals, 2022-

Ein Zusammentreffen der Zeitlichkeiten? An einzelnen Mauern der gegenwärtig für künstlerische und handwerkliche Prozesse verwendeten Räume der “Kreativwerkstatt“ auf dem Gelände der ehemaligen Drusus Kaserne in Schlanders prangern gut lesbare Propaganda Inschriften aus der Zeit ihrer Nutzung durch nationalsozialistische Truppen von 1943-45. Nicht so sehr der Umstand, wie die Lettern dieser Gewalt-Sprache dort über die Jahre hinweg verblieben sind, sondern die Frage, wie die Rückschau heute passiert, taucht für mich an diesen Stellen auf.

Der Arbeitstitel „Zeigen und Verwenden“ beschreibt den Versuch, sich Räume anhand ihrer Nutzung zu vergegenwärtigen; im Besonderen die künstlerische Nachnutzung von Räumen in den ehemaligen militärischen Anlagen im Vinschgau. Wie kann ich das ins-Vergangene-Schauen in den Räumen lesbar machen? Und zugleich: Wie kann die Raumnutzung heute vermittelt werden?

Das Versuchsfeld für meine Fragen bildet die Arbeit mit textilen Materialien. Materialien, die ich als Malereien und Bilder erarbeite, und solche, die von alltäglichen Räumen erzählen: Vorhangstoffe, Gardinen und Tischtücher. Ich lege sie vor Ort aus, weiche sie in Wasser und Farbe ein und hänge sie zum Trocknen auf; Ich tauche sie in Stärke und bringe sie in Position. Am Boden vermengen sich vorgefundene Spuren mit farbiger Tusche und Kohle an den Stoffen. Mit den Materialien in ihren unterschiedlichen Zuständen und anhand meiner Bewegungsabläufe im Arbeiten erprobe ich den Raum.

 

 

Stoffbahnen und Wassertropfen. Im Rahmen der Ausstellungsbeteiligung „Sven, Benny und die Künstlermenschen“ (2023) hatte ich zwei der bereits in der „Kreativwerkstatt“ erarbeiteten Stoffbahnen in der ehemaligen Bunkeranlage „Bunker23“ in Tartsch im Vinschgau positioniert. Zwischen Mai und Oktober 2023 veränderte ich diese Positionierung im Zusammenspiel mit einer für Fischprodukte vorgesehenen Kiste drei Mal. Die bei Regenfällen tropfende Decke schrieb sich mit der Feuchtigkeit in die Stoffbahnen und in die (Ausstellungs-)Probe mit ein.

 

A clash of temporalities? On some of the walls of the rooms currently used for artistic and craft processes in the “Kreativwerkstatt” on the grounds of the former Drusus Barracks in Schlanders, there are clearly legible propaganda inscriptions from the time when they were used by National Socialist troops from 1943-45. It is not so much the fact of how the letters of this language of violence have remained there over the years, but the question of how retrospection happens today that emerges for me at these points.

The working title “Zeigen und Verwenden” describes the attempt to visualise spaces on the basis of their use; in particular, the artistic re-use of spaces in the former military installations in Vinschgau. How can I make the looking into the past legible in the spaces? And at the same time: how can the use of space be conveyed today?

The testing ground for my questions is the work with textile materials. Materials that I create as paintings and pictures and those that tell of everyday spaces: Curtain fabrics, drapes and tablecloths. I lay them out on site, soak them in water and paint and hang them to dry; I soak them in starch and bring them into position. On the floor, found traces mix with coloured ink and charcoal on the fabrics. With the materials in their different states and on the basis of my movement sequences in the work, I test the space.

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Fabric panels and water drops. As part of the exhibition participation “Sven, Benny und die Künstlermenschen” (2023), I had positioned two of the fabric panels already worked on in the “Kreativwerkstatt” in the former bunker facility “Bunker23” in Tartsch in Vinschgau. Between May and October 2023, I changed this positioning three times in interaction with a box intended for fish products. The ceiling, which drips during rainfall, inscribed itself with the moisture in the fabric panels and in the (exhibition) sample.